Der Klimawandel hat ein Gesicht, genau genommen fast acht Milliarden Gesichter. Denn der Mensch ist sowohl Verursachender des Klimawandels als auch Leidtragender seiner weitreichenden Folgen. Schon jetzt gibt es viele Geschichten zum Umgang mit dem Klimawandel, die erzählt werden wollen. Um diesen Geschichten ein Gesicht zu geben, werden im Rahmen des Projekts „KlimaGesischter“ Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung und interessierte Klimaschützerinnen und Klimaschützer zu Klimabotschafterinnen und -botschaftern qualifiziert, um ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Klimawandel über einen breiten, interkulturellen Austausch zu teilen. Zudem soll die dringende Notwendigkeit von Schutzrechten für Klimamigrantinnen und -migranten betont und zugleich für die Gründe der Klimaflucht, wie den ansteigenden Meeresspiegel, schwindende Trinkwasservorkommen, verstärkte Extremwetterereignisse und die Ausbreitung der Wüsten, sensibilisiert werden.
Das dreijährige Verbundprojekt „KlimaGesischter“, das durch das Bildungszentrum Jugendwerkstatt Felsberg bei Kassel, die Deutsche KlimaStiftung in Bremerhaven und das Unabhängige Institut für Umweltfragen e.V. in Berlin durchgeführt wird, besteht aus drei Phasen. 2019 wurden Umweltbildungsworkshops in verschiedenen Einrichtungen für Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung durchgeführt und darüber interessierte Teilnehmende gewonnen. Daran anknüpfend folgt seit März 2020 die zweite Projektphase, in welcher die Teilnehmenden durch fünf Qualifizierungsworkshops zu Klimabotschafterinnen und -botschaftern qualifiziert und in kurzen Filmspots portraitiert werden. In der dritten Phase werden ab August 2020 die geschulten Klimabotschafterinnen und -botschafter ihre eigenen Klima-Workshops durchführen und im Rahmen einer bundesweiten Bildungs-Tour „Der Klimawandel hat viele Gesichter“ mit der Wanderausstellung KLIMAFLUCHT der Deutschen KlimaStiftung über den Klimawandel und ihre eigenen Erfahrungen sprechen.
Momentan befindet sich das Projekt „KlimaGesichter“ in der Qualifizierungsphase, in der fünf Workshops durchgeführt werden, um den Teilnehmenden sowohl inhaltlichen Input als auch methodische Handlungskompetenz an die Hand zu geben. Ziel ist es, die Workshops so zu gestalten, damit die Teilnehmenden ein breites Spektrum an Methoden kennenlernen. Gemeinsam werden dafür einige Methoden vorgestellt und zusammen erprobt wie z. B. Schreibgespräche, Murmelrunden, Zukunftswerkstätten, Design Thinking, Rollenspiele, Experimente oder auch Stadtrundgänge. Aber auch Lernformen wie Stationenlernen oder World-Café sind neben klassischen Feedbackmethoden und Ice-Breakern Bestandteile der Weiterbildung. Außerdem steht eine gemeinsame Fachexkursion in das Klimahaus Bremerhaven auf dem Programm. Nach den Seminaren verfügen die dann qualifizierten Klimaschutzbotschafterinnen und -botschafter über einen Koffer voller Methoden und Inhalte, mit dem sie selbst Workshops planen und durchführen können. Persönliches Engagement wird hier mit beruflichen Perspektiven verknüpft, sodass interkulturelle Umweltbildung authentisch gelingen kann.