Kristin Braband 13. Juni 2019 Logo_Initiative_print.png

Zweite Jah­res­ta­gung der Initia­tive kul­tu­relle Inte­gra­tion: „Inte­gra­tion, Demo­kra­tie und Medien“

Zwei Tage nach den Wahlen in Sachsen und Brandenburg lud am 3. September 2019 die Initiative kulturelle Integration zur zweiten Jahrestagung in die W. Michael Blumenthal Akademie des Jüdischen Museums in Berlin ein. Über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Kultur, Politik und beteiligten Kreisen waren der Einladung gefolgt, um unter dem Motto „Zusammenhalt in Vielfalt“ zur Rolle der Medien zu diskutieren.

Fotos: Svea Pietschmann

Die Tagung wurde eröffnet mit einem Poetry Slam von Tanasgol Sabbagh, der gleich zu Beginn der Veranstaltung ein bewegender Höhepunkt war.

Anschließend begrüßte Olaf Zimmermann, Sprecher der Initiative kulturelle Integration und Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates die Jahrestagung. Er betonte die Bedeutung der 15 Thesen „Zusammenhalt in Vielfalt“ der Initiative kulturelle Integration, die zwei Tage nach den Wahlergebnissen in Brandenburg und Sachsen aktueller seien denn je. Vor den verschiedenen politischen Jubiläen und Wahlen in diesem Jahr habe sich die Initiative kulturelle Integration für das Thema „Integration, Demokratie und Medien“ entschieden, angelehnt an die These 6 „Demokratische Debatten- und Streitkultur stärkt die Meinungsbildung in einer pluralistischen Gesellschaft.“

Olaf Zimmermann forderte in seiner Begrüßung einen klaren und sachlichen Recherchejournalismus und warnte vor einer Berichterstattung, die von Aktualität, Schlagzeile und Quote getrieben und das Vertrauen auf ihren Wahrheitsgehalt einbüße.

Die Schirmherrin der Initiative kulturelle Integration, Staatsministerin Prof. Monika Grütters, hob in ihrer Begrüßung hervor, dass die Medien dafür mitverantwortlich seien, „ob wir kulturelle Vielfalt als beängstigend oder als bereichernd wahrnehmen“. Deshalb, so Grütters, benötigt jede Form von Vielfalt Verständigung und das Fremde Kommunikation. Der kritische Journalismus sei deshalb ein Wächter der Demokratie und Vermittler der Kulturen.

Als Mitglied der Initiative kulturelle Integration begrüßte auch die Präsidentin des Deutschen Kulturrates, Prof. Dr. Susanne Keuchel, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sie forderte vor allem verständliche Formate für sperrige komplexe Themen, damit auch breite Teile der Bevölkerung Informationen verstehen können. „Hier nehmen auch wir als zivilgesellschaftliche Verbände eine wichtige Schlüsselrolle ein.“

In seinem Impulsvortrag analysierte der Tübinger Medienwissenschaftler, Prof. Dr. Bernhard Pörksen, den „kommunikativen Klimawandel“ und beschrieb eine spürbare Wahrheits- und Vertrauenskrise. Aus seiner Sicht sind heute nicht mehr die nur die klassischen Sendeunternehmen Gatekeeper von Informationen. Durch die neuen Medien sei jeder zum Sender geworden und der Einfluss des etablierten Journalismus geschwunden. Medienmündigkeit sei zur Existenzfrage der Demokratie geworden. Daher forderte er in seinem Vortrag drei Prinzipien für eine redaktionelle Gesellschaft: ein Schulfach für den Umgang mit Medien, recherchierter, der Wahrheit verpflichteter Journalismus sowie ein „Plattformrat“, welcher Regeln für Plattformbetreiber und -nutzer festlegt.

Das anschließende Panel mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Sendeunternehmen (Philip Banse, Hans-Peter Hagemes, Prof. Dr. Marc Liesching, Patricia Schlesinger und Olaf Zimmermann) diskutierte angeregt unter der Leitung von Barbara Scherle über die Bedeutung der Medien für den demokratischen Diskurs. Insbesondere die Forderung von Prof. Pörksen nach einer Hinwendung zu einem klaren und faktenorientieren Recherchejournalismus wurde von allen Panelisten geteilt. Auch der Vertreter der Sozialen Medien schloss einen der Wahrheit verpflichteten Journalismus in den Sozialen Medien nicht aus. Vor dem Hintergrund der Wahlergebnisse in Brandenburg und Sachsen wiederholte Olaf Zimmermann seine These, dass man insbesondere in den Talkshows nicht jedem Ressentiment eine öffentliche Bühne bauen sollte, da eine solche Überaufmerksamakeit zu Überbedeutung führe. Diese Annahme hatte letztlich auch den Anlass für die Studie der Otto-Brenner-Stiftung „Agenda Setting in ARD und ZDF“ gegeben. Die Forderung nach mehr Diversität in den Medien, die vom Publikum geäußert wurde, nahm die Intendantin des rbb auf, um darauf hinzuweisen, dass sich hierzu in den öffentlich-rechtlichen Sendeunternehmen in Bewegung befinde.

Den Nachmittag eröffnete Faisal Hamdo mit einer kurzen Lesung aus seinem Buch „Fern von Aleppo. Wie ich als Syrer in Deutschland lebe“. Seine Ausführungen nahmen unter anderem die Bedeutung von kulturellen Gepflogenheiten für die Integration auf, ein Thema, das auch in der anschließenden Diskussion mit Vertretern von Redakteuren und Journalisten der ausländischen Presse sowie diverser Migranten-Portale (Borhan Akid, Khalid Alaboud, Ekrem Şenol, Pascal Thibaut) moderiert von Hans Jessen rege weiter diskutiert wurde. Abseits dessen waren sich alle Teilnehmer des Nachmittags darin einig, dass die Sprache die Basis für jegliche Form der Integration darstelle. Integration dürfe aber nie eine Einbahnstraße sein. Dazu forderten die Teilnehmer, sie als Individuen und Menschen wahrzunehmen und nicht nur als Migranten und Geflüchtete.


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