studierende 1. Oktober 2021 Logo_Initiative_print.png

Sarah Tilip­man

Der Instagram-Kanal @juedisch.und.deutsch informiert über jüdische Feiertage und Persönlichkeiten und will damit so einige Vorurteile aus dem Weg räumen. Die Gründerin Sarah Tilipman (Pseudonym) studierte Journalismus und Unternehmenskommunikation in Berlin, bevor sie im Marketing für eine jüdische Non-Profit Organisation arbeitete. Im Jahr 2020 startete sie das Social-Media-Projekt „Jüdisch & Deutsch“, wo sie über jüdisches Leben in Deutschland aufklärt. Sarah Tilipman arbeitet nicht nur im Marketing-Bereich und als Autorin, sondern ist auch als Designerin tätig.

Vielen Dank, Sarah Tilipman, für den Einblick in aktuelles jüdisches Leben in Deutschland!

Du bist Gründerin des Instagram-Kanals @juedisch.und.deutsch. Wie kam es dazu? Und was passiert auf dem Kanal genau?
Dazu, @juedisch.und.deutsch zu starten, kam ich durch das Schreiben meiner Bachelorarbeit im Fach Journalistik. Mein Thema war das Bild des Judentums in deutschen Online-Medien. Bei der Recherche und Bearbeitung fiel mir immer mehr auf, dass so viele Menschen, abseits vom Zweiten Weltkrieg, noch nie etwas über das Judentum gelernt oder je mit einer jüdischen Person gesprochen haben. Nachdem mein Projekt eine Weile auf Eis lag, habe ich es in der Corona-Zeit in die Online-Sphäre gepackt. Ich kläre über Mythen über das Judentum auf, beschreibe verschiedene Bräuche und Feiertage und stelle junge deutsche Juden und Jüdinnen auf meinem Kanal vor.

Ich kläre über Mythen über das Judentum auf, beschreibe verschiedene Bräuche und Feiertage und stelle junge deutsche Juden und Jüdinnen vor.

Wie ist die Resonanz auf die Inhalte von @juedisch.und.deutsch? Welche Themen stoßen auf besonders großes Interesse?
Vor allem aktuelle Themen wie auch Feiertage kommen besonders gut an. Auch Portraits erhalten immer ganz viele positive Kommentare, was ich sehr schätze. Zusammengefasst ist die Resonanz sehr positiv, womit ich traurigerweise nicht gerechnet hatte. Natürlich schleicht sich hier und da auch mal eine Hassnachricht ein, aber damit weiß ich umzugehen.

Social Media hat nicht nur positive Effekte, sondern leider auch einige negative Seiten wie die Zunahme von digitalem Hass und Hetze. Wie gehst du persönlich mit Hate Speech im Netz um?
Ich versuche dabei immer zu differenzieren. Bei sehr „brutalen“ Hass- oder Spam-Nachrichten dokumentiere ich die Nachricht und melde sie, auch, wenn dabei meist nichts passiert. Ich gebe solchem Hass keine Angriffsfläche. Andererseits erreichen mich manchmal auch negative Nachrichten von Menschen, die es einfach nicht besser wissen. Oft kann ich diese davon überzeugen, dass das, was sie vorher über das Judentum geglaubt haben, falsch ist.

„Ich gebe solchem Hass keine Angriffsfläche.“

Erfährst du in diesem Zusammenhang Unterstützung von den Plattformbetreibern? Oder wünschst du dir hier mehr Mitwirkung?
Jedes Mal, wenn ich antisemitische Nachrichten, Bilder oder Aktivitäten auf Instagram sehe, melde ich diese. Noch kein einziges Mal wurde dabei der Beitrag gelöscht. Ich wünsche mir von Plattformbetreibern, dass Hass im Netz ernster genommen und stärker bekämpft wird.

„Für mich bedeutet „Zusammenhalt in Vielfalt“, dass man seine Unterschiede feiert und immer offen für Neues ist.“

Die 15 Thesen der Initiative kulturelle Integration tragen den Titel „Zusammenhalt in Vielfalt“. Was bedeutet für dich „Zusammenhalt in Vielfalt“ und welche der 15 Thesen ist deine „Lieblingsthese“?
Für mich bedeutet „Zusammenhalt in Vielfalt“, dass man seine Unterschiede feiert und immer offen für Neues ist. Von den 15 Thesen ist These 7 „Einwanderung und Integration gehören zu unserer Geschichte“ meine Lieblingsthese, weil ich denke, dass das noch so vielen Menschen beigebracht werden muss.

Vielen Dank!

Copyright: Alle Rechte bei Initiative kulturelle Integration

Adresse: https://www.kulturelle-integration.de/2021/10/01/fanny-kleinmann/