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Pro­jekt der Woche: „Pro­test (fast) ohne Worte“

Film-Kam­pa­gne von und mit Men­schen mit geis­ti­ger Behin­de­rung zu Diskriminierungserfahrungen

Die Filme der Kampagne „Protest (fast) ohne Worte“ sind anlässlich des europäischen Gleichstellungstages für die Rechte von Menschen mit Behinderungen am 5. Mai 2021 entstanden. Die Schauspielerinnen und Schauspieler der Lebenshilfe-Ensembles der Werkstätten der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg haben sich über intensive Gespräche und Schauspieltraining dem Thema Diskriminierung genähert. Der Wunsch war, eine eindrucksstarke, künstlerische Umsetzung, die in ihrer Wirkung zeitgemäß ist, aber auch Sehgewohnheiten bricht.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler sowie der Theaterpädagoge haben gemeinsam Fragen entwickelt, die nicht mit Worten, sondern mit starker Gestik, Mimik, Körperausdruck, ggfs. Kostümierung und Requisiten beantwortet werden. Den Akteurinnen und Akteuren werden Fragen zu ihrem Lebensalltag gestellt, zur Selbstwahrnehmung, zu Missachtungserfahrungen, aber auch zu ihren Visionen eines gesellschaftlichen Miteinanders. Diskriminierende Erfahrungen finden in der Interaktion statt oder sind in Strukturen eingebettet. Unbedacht oder bewusst werden Menschen aufgrund ihrer Behinderungen exkludiert und herabgewürdigt indem beispielsweise über sie statt mit ihnen gesprochen wird.

Die Film-Kampagne soll sensibilisieren, Inklusion stärken und über alltägliche Diskriminierungserfahrungen aufklären. Die Sichtweisen von Menschen mit Behinderungen kommen im gesellschaftlichen Diskurs zu kurz. Hiergegen setzen die Filme ein Statement. Schauen Sie sich die Filme hier an:

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war ein Jahr mit der Pandemie vergangen. Menschen mit Behinderung waren in der Öffentlichkeit deutlich weniger sichtbar und Diskurse und Bemühungen zur Inklusion waren unterbrochen. Es ging um Präsenz und Sichtbarkeit.

Am 5. Mai fand eine Bustour durch die Regionen Lüneburg und Landkreis Harburg statt. An ausgewählten öffentlichen Plätzen (z. B. Bushaltestellen), die symbolisch für Orte alltäglicher Diskriminierungserfahrungen von Menschen mit geistigen Behinderungen stehen, erfolgten mithilfe eines umgebauten Busses Filmpremieren. Die Schauspielerinnen und Schauspieler hatten die Gelegenheit, mit den eingeladenen Kommunalpolitikerinnen und -politikern ins Gespräch zu kommen. Überdies gab es verschiedene regionale Zeitungsartikel (u. a. Winsener Anzeiger, taz, Lünepost) und Radioberichte (u. a. NDR).

Viele Menschen, die keine Nähe zu dem Personenkreis haben, zeigen sich beeindruckt von der Wirkung der Filme. Selbsthilfeverbände und Multiplikatoren nutzen die Filme für ihre Arbeit.

Die beteiligten Akteure spielen in den Theaterensembles Weltenbrecher, Bühnenrausch und Tostedt. Die Ensembles konnten in der Vergangenheit nationale und internationale Festivals bespielen und haben Preise gewonnen (u. a. Theaterpreis, internationale Theatertage am See, Blauer Löwe 2018).

Die Lebenshilfe Lüneburg-Harburg gemeinnützige GmbH ist ein vielseitiges Dienstleistungsunternehmen der Behindertenhilfe. Ihre Angebote werden von ca. 2.100 Menschen mit und ohne Behinderung genutzt, 950 hauptamtliche Mitarbeitende sind dort beschäftigt. 1964 gründeten Eltern, Betreuer und Freunde von Menschen mit geistiger Behinderung den Verein Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung, Kreisvereinigung Lüneburg Stadt und Land e. V., nur drei Jahre später den Verein Lebenshilfe Landkreis Harburg e. V., 1974 entstand daraus die Lebenshilfe Lüneburg-Harburg gemeinnützige GmbH.

Unser aktuelles Projekt ist ein hörbarer Adventskalender: Kleine Fluchten 2020. Jeden Tag lädt eine Schauspielerin oder ein Schauspieler auf eine beeindruckende dreiminütige Podcast-Reise ein. Theater findet zwischen den Ohren statt! Nähere Informationen dazu finden Sie hier.

Weitere Informationen über Lebenshilfe Lüneburg-Harburg gemeinnützige GmbH finden Sie hier.

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