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Pro­jekt der Woche: „ZWEITZEUGEN e.V.“

Erinnern ohne Zeitzeug*innen – Erinnern mit Zweitzeug*innen

„ZWEITZEUGEN e.V.“ erzählt in analogen wie digitalen Bildungsprojekten aus der Zeit des Nationalsozialismus und ermöglicht – persönlich und einfühlsam – Lebensgeschichten Holocaustüberlebender kennenzulernen und diese zu bewahren. Der Verein sensibilisiert (junge) Menschen für Antisemitismus und Rassismus, sie werden ermutigt, die Geschichten als zweite Zeuginnen und Zeugen – Zweitzeuginnen und Zweitzeugen – weiterzugeben, selbst aktiv zu werden und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.

Der Zeitzeuge Elie Wiesel sagte einst: „Jeder, der heute einem Zeugen zuhört, wird selbst ein Zeuge werden.“ Davon geleitet, dokumentierte „ZWEITZEUGEN e.V.“ bisher 37 (Über)Lebensgeschichten aus der Zeit des Nationalsozialismus und erzählt von diesen, wenn die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen es selbst nicht (mehr) können. Sie sind als Magazine und in einem Ausstellungskatalog veröffentlicht.

Kennenlernen, Erinnern, Weitergeben

In unseren Workshops, Ausstellungen und Veranstaltungen geben wir (jungen) Menschen als Zweitzeuginnen und Zweitzeugen die Möglichkeit, die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen durch unsere persönlichen und empathischen Erzählungen kennenzulernen, ihre Erinnerungen zu bewahren und diese als Zweitzeuginnen und Zweitzeugen weiterzugeben. Ziel unserer Arbeit ist die Sensibilisierung für Antisemitismus und Rassismus. Durch die besondere Form der Weitergabe mithilfe des „Kopf-Herz-Hand“-Prinzip ermöglichen wir Kindern und Jugendlichen bereits ab dem zehnten Lebensjahr einen Zugang zum abstrakten Thema Holocaust. Damit stellen wir uns der Verantwortung für Demokratie und Vielfalt in unserer Gesellschaft. Teil unseres didaktischen Konzepts ist es, Briefe an die Überlebenden schreiben zu können.

Über den Verein

Die Projektidee entstand im Jahr 2010, vier Jahre darauf folgte die Vereinsgründung. Aktuell engagieren sich mehr als 100 Ehrenamtliche und derzeit vier Vollzeitäquivalente in acht verschiedenen Teams (Bildung, Wissenschaft, Interview-Aufbereitung, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, Interne Entwicklung, Kommunikation, Fundraising, Ausstellungen und Veranstaltungen) sowie im Vorstand und der Geschäftsführung. Der Verein erhielt mehrere Auszeichnungen, u. a. den startsocial Sonderpreis der Bundeskanzlerin, der Zukunftspreis der Israelstiftung in Deutschland, die Josef-Neuberger-Medaille und das Phineo Wirkt-Siegel. Seit 2019 ist der Verein anerkannter Träger der freien Jugendhilfe mit der Zielsetzung, die Bildungsarbeit im außerschulischen Bereich auszuweiten.

Unser didaktisches Konzept

Um (junge) Menschen für Formen und Auswirkungen von Antisemitismus und Rassismus zu sensibilisieren, basieren die didaktischen Angebote auf dem von uns entwickelten Zweitzeuginnen- und Zweizeugen-Konzept, das fachlichen Standards der Holocaust Education entspricht. Wir bieten analoge wie digitale Workshops in Projekteinheiten von drei bis sechs Stunden an, sowie Zweitzeuginnen/Zweitzeugen-AG und Formate für Projekttage. Anhand biografischer Narrationen wird ein niedrigschwelliger Zugang zu den Themen Holocaust und Nationalsozialismus geschaffen.

Das Lernen durch Emotionen wird u. a. mit dem „Herz-Kopf-Hand“-Prinzip gefördert:

  1. Herz: Niederschwelliger Zugang durch persönlichen Kontakt

Durch die Erzählungen von Begegnungen mit den Überlebenden und deren Lebensgeschichten, können (junge) Menschen eine emotionale Nähe zu ihnen aufbauen. Wir erzählen vom Leben der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen vor, während und nach dem Holocaust, von ihren Hobbys, Träumen und Freundschaften, von Überleben, Trauer und Kraft und von Weiterleben, Mut und Neuanfängen. Damit bieten sie vielfältige Anknüpfungsmöglichkeiten und stärken Empathie.

  1. Kopf: Verständnis und Übertrag ins Heute

Die Teilnehmenden erfahren bspw. anhand der antijüdischen Gesetze eindrücklich, wie systematisch als Jüdinnen und Juden Verfolgte diskriminiert wurden und was diese Gesetze in der heutigen Zeit für die Teilnehmenden persönlich bedeuten würden. Sie lernen und verstehen dadurch die Ausgrenzungen von damals und können eine Verbindung zu ihrer eigenen Lebenswelt herstellen. Sie werden unterstützt, Antisemitismus und Rassismus in der Gegenwart zu erkennen.

  1. Hand: Selbst aktiv werden

Die Darstellung der (Über)Lebensgeschichten führt bewusst über das Kriegsende hinaus in die Gegenwart. Die Überlebenden werden für die Jugendlichen zu Vorbildern: Sie haben die Kraft gefunden, sich ein neues Leben aufzubauen und erzählen ihre Lebensgeschichte, damit sich das Vergangene nicht wiederholt. Dies ermutigt die Jugendlichen als Zweitzeuginnen und Zweitzeugen selbst aktiv gegen Rassismus und Antisemitismus zu werden. Daran anknüpfend sprechen wir mit den Kindern und Jugendlichen über konkrete Handlungsoptionen: einen Brief an die ´Überlebende oder den Überlebenden zu schreiben oder eigene Projekte wie einen Kurzfilm oder eine Gedenkveranstaltung zu entwickeln.

Weitere Informationen über „ZWEITZEUGEN e.V.“ finden Sie hier.

Copyright: Alle Rechte bei Initiative kulturelle Integration

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