Gabriele Schulz 12. September 2019 Logo_Initiative_print.png

Andreas Peter­sen: Die Mos­kauer. Wie das Stal­in­trauma die DDR prägte

Das Stalintrauma der DDR

Eine Frage bewegt derzeit die politischen Debatten: Warum wählen so viele Menschen in Ostdeutschland die AfD, warum fühlen sie sich von autoritären Parteien angesprochen, warum glauben sie den Versprechungen?

Das Buch „Die Moskauer. Wie das Stalintrauma die DDR prägte“ von Andreas Petersen gibt darauf zwar keine direkten Antworten, bietet aber Einblicke in das Denken und Handeln der Generation, derjenigen, die die DDR aufbauten. Anhand von Lebensläufen zeigt Petersen exemplarisch auf, wie der Stalinismus jene Kommunisten, die voller Enthusiasmus in den 1920er und 1930er Jahren in der Sowjetunion den Sozialismus mitaufbauen wollten, deformierte. Wie durch Denunziation und Verfolgung Leben zerstört wurde. Wie Angst und Schrecken verbreitet wurde. Wie viele überzeugte Kommunisten ermordet wurden oder im Gulag ihr Leben ließen. Petersen arbeitet gerade am Beispiel von Jugendlichen, wie Wolfgang Leonhard, Markus und Konrad Wolf, heraus, wie stark die Menschen vom Stalinismus geprägt waren.

Die DDR wurde von maßgeblich denjenigen aufgebaut, die den Stalinismus überlebt hatten und durch ihn geprägt waren. Angst, Verhärtung, Misstrauen waren wichtige Voraussetzungen, um überleben zu können. Diese persönliche Prägung hinterließ ihre Spuren in der Politik. Eine Stärke des Buches sind die Beschreibungen der persönlichen Erlebnisse – auch anhand von Briefen und Tagebucheinträgen. Ein bedrückendes, aber sehr empfehlenswertes Buch.

Gabriele Schulz

Andreas Petersen. Die Moskauer: Wie das Stalintrauma die DDR prägte. Frankfurt/Main 2019

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