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Isa­bel Schayani

Die Journalistin Isabel Schayani studierte Islamwissenschaften, Neuere Geschichte und Völkerrecht in Bonn und begeisterte sich bereits frühzeitig für Journalismus. Nach ihrem Studium absolvierte sie ihr Volontariat beim WDR, war Redakteurin beim ARD-Morgenmagazin und Monitor und ging als ARD-Korrespondentin nach New York. Dieses Jahr erhielt sie den Grimme-Preis in der Kategorie „Besondere Journalistische Leistung“.

Seit Jahren legt Schayani einen Fokus auf die Themen Flucht und Migration. 2015 rief sie mit Kolleginnen und Kollegen WDRforyou ins Leben – ein Online-Nachrichtenkanal für Geflüchtete in vier Sprachen: Deutsch, Englisch, Persisch und Arabisch. Vielen Dank, Isabel Schayani, für die Begeisterung für den Journalismus und den Einsatz für mehr Teilhabe auf Augenhöhe.

Sie haben Ihre Begeisterung für den Journalismus schon früh entdeckt und waren während Ihrer Schulzeit bereits für den WDR-Hörfunk tätig. Wie kam es dazu?
Erst wollte ich Tropenmedizin studieren. Ein Schulfreund sagte dann: Du kannst doch reden, werde doch Journalistin. Auf die Idee war ich noch nicht gekommen, gefiel mir aber. Für ein Kulturmagazin namens „Guckloch“ durfte ich eine Plattenkritik schreiben und zu einem Konzert. Eine Band für Teenies sollte von einem Teenie besprochen werden. Die Band hieß „Die Ärzte“. Bei dem Konzert war der damalige Chef vom WDR-Sendung „Rockpalast“. Den habe ich angesprochen, ob er mir nicht helfen könne, in den WDR zu kommen. Peter Rüchel war ein hilfsbereiter Mensch. Er half mir tatsächlich und stellte mich einer Dame vor, die Karin Sarholz hieß und so landete ich in der Jugendredaktion des Hörfunks, nämlich bei „Rotlicht.“

„Meinungsfreiheit ist ein wichtiger Teil von Demokratie.“

Im Jahr 2015 haben Sie WDRforyou ins Leben gerufen – eine Online-Plattform, die Nachrichten in vier Sprachen anbietet. Wie entstand die Idee für dieses Portal?
Als im Sommer 2015 Deutschland in einer fast humanitären Notlage war, überlegten wir im WDR, was können wir machen. Wie können wir unseren Beitrag in dieser Situation leisten? Meine Kollegen fanden heraus, dass die Geflüchteten nur über das Handy zu erreichen sind. Da haben wir gesagt: Wir müssen auf ihren Handys landen, um sie zu informieren, zu orientieren, gelegentlich zu amüsieren. Deshalb haben wir einen Kanal auf Facebook gestartet. Als wir dann unseren ersten Beitrag auf Deutsch, Arabisch und Persisch gepostet haben, hatten wir das Glück, die Menschen tatsächlich zu erreichen. Das hat uns total Kraft gegeben. Auch weil die Menschen so positiv reagierten. Das ist bis heute so. Wir haben über eine halbe Million Abonnenten.

Welche Rolle spielt der Journalismus in der heutigen Zeit für die Demokratie?
Große Frage! Meinungsfreiheit ist ein wichtiger Teil von Demokratie. Erst wenn man Systeme sieht, in denen sie in Gefahr ist oder ausgeschaltet wird, erahnt man, wie wichtig Journalismus für eine lebendige Demokratie ist. Vielleicht ist Demokratie kein Zustand, sondern etwas, was man immer wieder erarbeiten und erstreiten sollte. Der Journalismus ist dabei, im Idealfall, die Stimme, die die Zivilgesellschaft und Herrschende zum Nachdenken bringt und vielleicht manchmal auch inspiriert.

„Ich erlebe Zusammenhalt in Vielfalt in unserer Redaktion.“

Was bedeutet für Sie persönlich „Zusammenhalt in Vielfalt“?
Da habe ich zwei Antworten. Zum einen flüstert mir mein Lebenskompass, mein Glaube zu: „Die Erde ist nur ein Land und alle Menschen seine Bürger.“ Das heißt nicht, dass alle gleich sind. Aber gleich viel wert. In Wirklichkeit übersetzt, erlebe ich diesen Zusammenhalt in Vielfalt in unserer Redaktion: Wir sind deutsch, persisch, afghanisch, syrisch, marokkanisch, koreanisch, verheiratet, nicht verheiratet, hetero und schwul, kinderlos und Eltern, wir sind zum Teil neu in Deutschland, zum Teil Urgesteine. Und dann passiert immer so ein klitzekleines Wunder: Wenn zum Beispiel meine Kollegin Sun-Hie, die eine koreanische Mutter hat, und mein Kollege Sunny, afghanischer Hindu, jeden, der neu ist, so völlig entspannt fragen: Hey, wir gehen grillen. Komm doch mit! Und das Wunder ist, die kommen alle mit.

Vielen Dank!

Schauen Sie bei WDRforyou vorbei oder folgen Sie Isabel Schayani auf Twitter.

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