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Frank Joung

Der Berliner Journalist Frank Joung ist Gründer und Moderator des Podcasts „Halbe Katoffl“. Er selbst hat koreanische Wurzeln, ist in Deutschland geboren und aufgewachsen.

In dem Podcast „Halbe Katoffl“ spricht er mit anderen Deutschen, die in irgendeiner Form einen Migrationshintergrund haben, über ihre Erfahrungen, zwischen zwei Kulturen zu stehen. Dabei geht es meist um die Frage der Zugehörigkeit, um Identität, Stereotype und Vorurteile sowie um Integration. Vielen Dank, Frank Joung, für diesen tollen Podcast.

Sie sind Gründer und Moderator des Podcasts „Halbe Katoffl“. Wie entstand die Idee für diesen Podcast sowie für den Titel „Halbe Katoffl“?
Irgendwie kam nach und nach eines zum anderen. Ich habe schon immer das Gefühl gehabt, mal „was mit Migrationshintergrund“ machen zu müssen, wusste aber nie genau was. Ich höre selbst schon lange Podcasts und wollte selber auch gerne podcasten – ohne zu wissen worüber. Irgendwann kam mir der Einfall, beides zu kombinieren. Minus und Minus ergab in dem Fall Plus.

Beim Namen war mir wichtig, dass ich nicht das Anderssein herausstelle, sondern den deutschen Anteil betone, ohne das Wort „deutsch“ explizit zu benutzen. Es sollte ein Begriff sein, der auf das Deutschsein verweist, aber nicht so sperrig ist. Da kam mir die Kartoffel schnell in den Sinn. Ich wollte das Wort extra falsch schreiben, weil mir „Kartoffel“ zu kartoffelig erschien. „Katoffl“ ist für mich passend. Ein bisschen Slang, der dem Ganzen etwas mehr Straße und Lockerheit gibt. Nachteil ist: Fast jeder schreibt den Namen falsch, nämlich „Kartoffl“ mit „r“.

„Ich wollte das Wort extra falsch schreiben, weil mir „Kartoffel“ zu kartoffelig erschien.“

Zu Beginn einer Podcast-Episode gibt es immer eine Passkontrolle des Gesprächspartners und den Klischeecheck. Können Sie kurz erklären, was das genau ist und warum Sie das machen?
In der Passkontrolle checke ich, ob mein Gesprächspartner tatsächlich „deutsch“ ist. Das ist natürlich ein Witz, dient aber gleichzeitig zur Vorstellung meiner Gäste, die mir ja wirklich ihren Ausweis überreichen. Man erfährt dann nebenbei viel über den Namen. Es ist der Eisbrecher.

Der Klischeecheck ist die Rubrik, in der ich versuche, gängige stereotypische Vorstellungen anzusprechen und so gleich „abzuarbeiten“. Bei der Vorbereitung von Gesprächen fällt mir immer auf, wie stark ich selbst in Klischees denke. So kann ich sie ins Gespräch einarbeiten und man kann offen darüber reden.

Welches Publikum erreichen Sie mit dem Podcast und welches Ziel verfolgen Sie allgemein mit der Podcast-Reihe?
Das Publikum ist gemischt: „Halb- und Vollkatoffln“, mittlerweile wahrscheinlich mehr Frauen. Mein Ziel ist aufzuzeigen, wie vielfältig die Lebenswelten der „Halben Katoffln“ sind. Die sind meist nicht mal nur „Halb“. Bei manchen gibt es ganz wilde Mischungen. Das finde ich erfrischend zu hören. Und obwohl es die eine große Gemeinsamkeit gibt – den vielzitierten Migrationshintergrund –, unterscheiden sich die Erfahrungen und Erlebnisse zum Teil sehr stark.

„Beim Sport geht es um das Ziel, um Spaß, und nicht um die Herkunft oder Sprache.“

Seit neuestem gibt es die Reihe „Halbe Katoffl Sport”, welche in Kooperation mit dem Programm „Integration durch Sport“ des Deutschen Olympischen Sportbundes entstanden ist. Welche Rolle kann Sport im Bereich der Integration spielen?
Ich habe am eigenen Leib erfahren, wie wichtig Sport sein kann. Es hat mir in jungen Jahren Selbstbewusstsein und ein Zugehörigkeitsgefühl gegeben. Sport ist vielleicht der einzige Bereich, in dem Erwachsene noch spielen. Und beim Spielen kommt man sich spielerisch näher – da geht es nur um das Spielziel, um Spaß, und nicht um die Herkunft oder Sprache.

Was bedeutet für Sie persönlich „Zusammenhalt in Vielfalt“?
Man muss nicht gleich sein, um auf derselben Seite zu stehen. Es geht darum, von der Verschiedenheit der anderen zu lernen, sich gegenseitig unter die Arme zu greifen und offen zu sein für das Neue und das Andere. Liebe statt Angst.

Vielen Dank!

Neugierig? Hören Sie doch mal rein. Viele interessante Episoden finden Sie auf der Webseite des „Halbe Katoffl“ Podcasts.

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